Dienstag, 12. Juli 2016

Time 2 say Goodbye



Geisterstadt

Nach einem reichhaltigen Frühstück, das von schwedischen Kindern königlich serviert wurde, ging für zwei von uns die Reise in das nicht weit entfernte Dorf Cóbane. Da der Bankomat in Montezuma die Karten der beiden nicht erkannte, musste man die risikoreiche Fahrt über costaricanische Halbinselforststraßen in Kauf nehmen, um die minimale Chance auf frisches Geld zu nutzen. Dort angekommen wurde schnell klar, dass sich in dem Ort nur männliche Homo Sapiens Costariciansis in kleinen Gruppierungen aufhielten. Selbst vor dem Bankomat gab es Ansammlungen dieser Spezies. Aufgrund der Dschungelerfahrung der letzten Wochen wagten sich Andi und Chris durch die Menge. Überrascht über das positive Abschneiden der Mission drehten sie sich - nach der Entnahme ihrer Karte aus dem Gerät - um und verzogen ihre Gesichter, um den Wartenden einen enttäuschten Eindruck zu vermitteln. Gleich darauf fuhren wir wieder in die Unterkunft zurück um den trägen Teil der Masse abzuholen. 

Monte(-Hippie)fuma

Die weitere Fahrt ging nach Montezuma. Dort spazierten wir ausgehend vom  innersten Kern der Hippie-Hauptstadt über einen hübschen Waldweg bis zum Playa Grande. Ein ungefähr 1.5 km langer Sandstrand wie aus dem Bilderbuch mit flachem Zugang zum Wasser. Wir errichteten unser Lager zwischen zwei Palmen am Rand des primären Sekundärwaldes, von wo aus es ca. 100m über Sand zum Wasser war. Der erste unserer Gruppe – „Schwimmhaut-Ben“ – war binnen zwei Minuten im Wasser und stellte sich den bis zu 4m hohen Wellen. Schon bald danach stiegen auch weitere Mutige ins salzhaltige Pazifikwasser. Nur drei Personen blieben unter den Palmen. Der Bademeister Andi M. und die beiden Indigenen Luki K. und Peter K. Letztere waren fixiert auf Kokosnüsse und stiegen Palmen empor.
Playa Grande - welch ein Traum
 Nachdem Andi vorzeitig aufbrach, um sich in das pralle Leben Montezumas zu stürzen, kam es im dunklen Palmenhain zu einer Begegnung der besonderen Art: Ein Kapuzineraffe hatte sich auf den Pfad gewagt und wurde nun von Andi ebenso überrascht wie dieser vom Affen. Was dann geschah, schildert der Meteorologe folgendermaßen: „Es war wohl für uns beide ein Schock. Der Affe riss die Augen auf und kletterte so rasch er konnte auf die nächste Palme. Ich selbst wollte es ihm gleichtun, doch es gelang einfach nicht“
Kapuzineraffe


Geräte-Abend


Die Energie der sengenden Tropensonne sorgte im weiteren Verlauf wahrscheinlich im Zusammenspiel mit sogenannten „easterly waves“ für zunehmende Konvektion. So konnten unsere erfahrenen Meteorologen auf dem Rückweg in die Stadt zahlreiche Cu Congestus und Cumulonimben beobachten.
Nach einem kurzen Treffen mit Anna und einigen Einkäufen bereitete unser Haubenkoch Peter köstliche Pasta zu, Andi steuerte Ananas-Mango-Smoothies bei. Das Highlight des Tages folgte jedoch am späteren Abend. Eine mächtige Gewitterzelle, ein echtes Montezuma-Gerät, überquerte die Casa Colores mit einem schier unglaublichen Dauerflackern, einerseits von den Blitzen, andererseits von den komplett überforderten  Stromleitungen. Die Lautstärke so manchen Donners konnte nur von den Brüllaffen übertroffen werden, welche die Baumwipfel unsicher machten, während sie ihre Hinterlassenschaften zielsicher auf Wege und Autodächer niederprasseln ließen.
der Weg zu unserer Cabina - ein Bach,wo vorher keiner war

Los Alemanes


Diese Tiere waren es auch, welche uns am Montag, dem 11.Juli mit ihrem Raubtiergebrüll weckten. Nach einem raschen Frühstück ging es schließlich nach Alajuela, wo wir die letzte Nacht in diesem schönen Land bei einem deutschen Auswanderer und möglichem BVB-Fan verbringen werden. Die erhoffte finanzielle Ermäßigung durch Martin’s nonverbales Outing  (T-Shirt) als Anhänger des BVB wurde uns jedoch nicht gewährt. Trotzdem lies sich unsere Gruppe nicht unterkriegen und stellte sich einer letzten Herausforderung - die Taxifahrt zum Flughafen Juan Santa Maria.

Letzte Eindrücke

Die gewohnt agressive Fahrweise unserer zwei Taxifahrer konnte uns diesmal überhaupt nicht beeindrucken. Obwohl Isabel A. Koffer nur mittels Spanngurt im offenen Kofferraum gehalten wurde, bei einem Taxi ein Teil der Karosserie fehlte und ein Taxi bei einer überdimensionierten Temposchwelle aufsaß, verlief die Fahrt vergleichweise ruhig. Wahrscheinlich charakteriesiern eben diese Erlebnisse die Lebensart der costa-ricanischen Bevölkerung am besten, welche uns noch lange in Erinnerung bleiben werden. Neben vielen positiven Aspekten dieses Landes, wurden uns trotzdem zwischendurch auch die negativen Seiten aufgezeigt.
Somit war es nun wirklich an der Zeit Abschied zu nehmen, in Form von 29 Dollar, welche als Ausreisegebür zu bezahlen waren. Ein Betrag, den wir gerne zu zahlen bereit waren.

Somit endet hier auch unser Blog und an dieser Stelle möchten wir uns bei allen Lesern recht herzlich bedanken. Den Hinertbliebenen in Costa Rica wünschen wir eine schöner und erlebnisreiche Weiterreise und all jenen die sich Tag für Tag durch unsere Berichte gekämpft haben können wir nur jene Worte mit auf den Weg geben: "The world is a book,and those who do not travel read only a page" (Saint Augustine).

Sonntag, 10. Juli 2016



Früher Aufbruch und Beinahe-Kollision

Der heutige Tag startete früh, ungewöhnlich früh für die als träge Masse bekannte Gruppe. Bereits knapp nach 6 Uhr machte sich der fleißige und motivierte Andreas M. auf, um das von den Abenteuern des vergangenen Tages ein klein wenig mitgenommene Auto auf Vordermann zu bringen. Grundsätzlich trat eine neue Regelung in Kraft: Bis 8:00 Uhr hatte sich jeder zum Frühstück (natürlich mit Meerblick) einzufinden, um 8:30 sollte zusammengepackt sein. Bei Nichteinhalten dieser Fristen sollten empfindlichste Strafzahlungen an unsere Gemeinschaftskasse geleistet werden.
Während sich die absolute Mehrheit vorbildlich verhielt, entpuppten sich die Besetzer des Bungalows P.K. und C.M.  (aus Gründen der Menschlichkeit werden hier keine Namen, sondern nur Initialen genannt) als Kern der ansonsten heute gar nicht so trägen Masse, zur Leistung von Strafzahlungen kam es dann jedoch nicht. Um 9:30 Uhr schließlich stand die Fahrt gen Montezuma an. Bergstraßen, deren Kurven den Glockner vor Neid erblassen lassen würden, sowie Krater vom Schlage Yucatans erforderten das gesamte Können unserer erfahrenen Lenker Martin H. und Christoph M.. Schwierig, aber noch ohne größere Komplikationen schaffbar, wäre da nicht das waghalsige Flugmanöver eines großen dunklen Vogels gewesen, das beinahe dafür sorgte, dass eines unserer Gefährte den Weg in die dichte Vegetation der hier wechselfeuchten Tropen fand. 

Gegenverkehr auf kurviger Bergstraße
 Montezuma - Hippies, Wale und lautes Getier

Auf dem weiteren Weg nach Südosten zu sicherten wir noch Informationen über die Fährverbindungen, die uns an nicht allzu fernen Tagen zurück in Richtung San Jose bringen sollten. Im Zuge eines Wendemanövers unseres Straßenakrobaten Martin H. kam es beinahe zum offenen Krieg mit einem anderen Verkehrsteilnehmer, dessen Schuld durchaus bezweifelt werden darf. Danach stand einem gemütlichen Nachmittag am Playa Montezuma nichts mehr im Wege. Der Ort Montezuma zeichnet sich insbesondere durch seine „chillige“ Atmosphäre, unterstützt durch einen gefühlten Hippieanteil von nahezu 100% und eine nicht vorhandene Verkehrsordnung aus.
Es folgt der Höhepunkt des Tages. Während sich der Pazifik mit mächtigen Wogen gegen das Festland warf, tauchten  in den Küstengewässern  zwei Buckelwale, einer davon wohl noch ein Baby, auf und sorgten so für ein Naturschauspiel, begleitet von intensiver Tätigkeit unserer Fotografen. Belästigt von einigen Bootsfahrern, suchten die Wale schließlich das Weite und ließen unsere Gruppe zufrieden, aber zunehmend hungrig (wenn auch nicht mit Appetit auf Wal, wird zumindest vom Verfasser dieser Zeilen gehofft) zurück. 

Buckelwal vor Montezuma
Der Tag endete mit einem köstlichen Abendessen in einem israelisch geprägten Restaurant. Besonders hervorzuheben sind hier die mit heißester Liebe zubereiteten Smoothies. Bemerkenswert, wie es gelingt, Eiswürfel zu produzieren, die selbst bei tropischen Bedingungen (Messungen mit dem Kestrel 4500 ergaben Werte von 30 über 28°C in der Umgebung) nicht schmelzen.
Während sich die Gruppenmitglieder langsam zur Nachtruhe begeben, ertönen die schauderhaften Rufe der Brüllaffen aus den Baumwipfeln in unmittelbarer Nähe unserer Bungalows.

Samstag, 9. Juli 2016

Isi und die starken Männer



(K)ein Tag zum Ausspannen

In Erwartung eines ruhigen Tages wachten wir ohne Wecker und mit Meerblick auf. Für unser Frühstück wurden alle persönlichen Vorlieben berücksichtigt: Zusätzlich zu einem Teller Früchten, standen sowohl Scrambled-Eggs als auch Spiegelei mit Toast zur Auswahl.
Nachdem uns Theo, der Heinzi von unserem Hostel, die besten Strände in der näheren Umgebung auf der Karte vorgestellt hatte, entschieden wir uns natürlich für  den Schönsten. Der Weg dorthin sollte jedoch noch einige Überraschungen für uns bereithalten. Theo erklärte uns, dass für diesen „nur ein Fluss“ zu durchqueren sei. Das trifft sich gut, denken wir, denn auf eine richtige Flussdurchquerung warten wir schon viel zu lange.
Gesagt, getan, wir fahren los.
Nachdem besagter Heinzi mit französischem Akzent sogar die Navi-Route direkt am Handy abgesegnet hatte, fuhren wir bedenkenlos ins Gelände. Langsam wurden die Straßen schmäler, die Gatschlacken tiefer und von dem Angekündigten „diesen Weg fährt jeder“ zeigte sich nichts. Niemand kam uns mehr entgegen, und die Tankstelle, an der wir links abbiegen sollten, sollten wir auch nicht mehr zu Gesicht bekommen.

Isi und die starken Männer

Nachdem sich der Spruch „jetzt müssen wir bald da sein – jetzt kann der Weg wirklich nicht mehr schlimmer werden“ einige Male wiederholt hatte, standen wir tatsächlich am Point of No Return. Es bot sich der Anblick einer mörderischen Spurrinne, die nur darauf wartete, dass Touristen auf ihr aufsitzen. Im letzten Moment konnte Andi, unser heutiger Fahrer die Katastrophe abwenden und das Auto auf leichtem Abhang in die nächste Gatschlacke anhalten. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir bereits zig dieser hinterlistigen Fallen überwunden, doch diese war anders: Der Untergrund war dermaßen matschig, dass Andi sie mit Glatteis verglich. Weiters lag die Stelle in einer Kurve, sodass selbst mit Schwung kaum mehr etwas zu machen gewesen wäre. Ein Weiterfahren hätte das endgültigte Ausscheiden von Auto Nr. 1 zur Folge gehabt, denn aus dermaßen tiefen Matschgräben hätte uns nur mehr ein Traktor befördern können.
Es gab also nur eine Option: Zurück!

Erst unter Verwendung aller Kräfte gelang es uns, die Vorticity der Autoreifen auf den Erdboden zu übertragen und damit eine Translation unseres Kraftfahrzeugs zu bewirken. Dieses Prozedere wiederholte sich am Rückweg leider viel zu oft.
Doch das nicht genug. Auch die Anschiebenden mussten einige Opfer bringen: Die fliegenden Gatschbrocken vom Reifenprofil führten erwartungsgemäß nach Newton in direktem Flug zu vielen Treffern derselben bis hinauf ins Gesicht. Die Anschieber ließen sich nicht unterkriegen und bewiesen unter Schweiß und äußersten Bedingungen vollen Einsatz. Besonders hervorzuheben ist hierbei Peter K., der daraufhin einstimmig zum Man-Of-The-Day gewählt wurde.

Playa Barrigona, das Ziel unserer Träume

Playa Barrigona

Nach erneuter Durchquerung eines Flusses, den wir aufgrund anwesender Einheimischer ("Es bien") ohne eigene Besichtigung querten, der sich viel tiefer erwies als ursprünglich angenommen, erreichten wir den wohl schönsten Strand Samaras: Playa Barrigona, den wir nun praktisch für uns allein hatten. Der Sandstrand bot uns beste Bedingungen zum Wellenreiten, Sonnen und Beobachten der Krabbenkämpfe um unsere Bananenchips.

Martin flüchtet vor der Monsterschildkröte
Erst die Sichtung einer riesigen Killer-Schildkröte in den Wellen führte zum vorzeitigen Abbruch des Strandurlaubs, bzw. die Sehnsucht nach einer richtigen Dusche, für die wir im Rückweg aber 20 Minuten Umweg in Kauf nahmen um nicht erneut Anschieben zu müssen.