Rotation
Aufgeweckt wurden wir mit „Obsesión“ und somit begann der
Tag schon motivierend. Unser Schlangenforscher Ben lief allerdings schon seit
06:00 Lokalzeit rotierend durch das Zimmer; immer auf der Suche nach dem
Buschmeister. Gleich nach dem ausgiebigen Frühstücksbuffet begann die Reise zum
Nationalpark Rincón de la Vieja. Selbsverständlich mit nur einem Auto, da das
andere noch – schwer verletzt durch Moskitostiche – schmerzverzerrt vor unserer
Cabina steht.
We love Americans
Angekommen am Parkeingang erblickten wir einen großen Bus
mit amerikanischen Teeniegirls in Hot Pants und Sneakers. Aufgrund der von
dieser Gruppe ausgehenden Gefahr rannten wir in Richtung Rangerhütte, um sofort
15 $ an Schutzgeld zu zahlen. Gleich darauf der nächste Schock: Der Vulkan darf
aufgrund hoher Aktivität nicht bestiegen werden. Stattdessen mussten wir nun den
Adventure-Offroad-Trail für Rollstuhlfahrer und Personen mit eingeschränkter
Mobilität einschlagen. Schon bald wurde dies unserem Schlangenexperten Ben zu
wenig attraktiv und er spaltete sich mutig von der Gruppe ab, um die Suche nach
dem Buschmeister im Gebiet der Wasserfälle fortzusetzen. Die Gruppe aber konnte
dem süßen Veilchengeruch der schwefelhältigen Fumeroldampfwolken nicht
widerstehen und schritt voll Enthusiasmus am Weg voran. An mehreren Stellen
konnte sie kochende Schlamm- und Wasserbecken beobachten, wobei der Geruch sie
mittlerweile eher an die morgendliche Eierspeise erinnerte. Für dieses Phänomen
der aufsteigenden Dämpfe gibt es bis jetzt in der wissenschaftlichen Schar zwei
Meinungen: entweder es gibt dafür eine geowissenschaftliche Erklärung oder aber
es werden Nebelmaschinen und Eierkocher eingesetzt, um leichtgläubige amerikanische
Touristen zu täuschen. Die Mehrzahl vertritt letztere Meinung.
Nachdem der Rundgang beendet war, machten sich die Wissenschaftler
auf die Suche nach ihrem verlorenen Mitglied. Der Wasserfall wurde zum neuen
Ziel ernannt. „Vielleicht hot´s ihn den Raan obegschlaglt!“, sprach der heutige
Fahrer nicht ganz zu Unrecht.
| Hier vermuteten wir unseren Schlangenforscher |
Catarata Karate
Das Abenteuer begann durch die Verfolgung eines verwirrten Parkrangers, der uns hunderte Meter quer über die Weide, auf der übrigens eine Wetterstation inklusive Hobo stand, nachlief, um unsere IDs zu checken. Nachdem wir diesen abgeschüttelt hatten, sahen wir im Unterholz ein Ameisenbärbaby, welches uns furchtlos gegenüber stand. Währenddessen erreichte der ebenfalls furchtlose Ben schon den ersten Wasserfall (ohne Buschmeistersichtung), der ihn aber wenig beeindruckte. Eine Weile später stolperten wir über den vermutlich zweitgrößten Baum Costa Ricas, der überraschend keine Lianen für schwunghafte Abenteuer bereitstellte. Nach weiteren gefühlten 8 km nahmen wir ein lautes Grunzen aus dem Gebüsch wahr. Sofort stellte sich heraus, dass es sich dabei nicht um Laute des verschollenen Schlangenforschers handelte, sondern um ein gefährliches Wildschwein. Beim Erblicken des Tieres stellten wir uns gekonnt in einer Linie auf, runzelten die Stirn und stampften laut mit dem rechten Bein auf den Boden. Völlig verängstigt wandte sich das ehemals wilde Tier von uns ab und wir konnten gemütlich zum Wasserfall weiterwandern. Vollkommen erschöpft erreichten wir einige Zeit später den Wasserfall, welcher sich romantisch über Fels und Epiphyten über die Wand hinabstürzt. Isi und Luki – die wohl waghalsigsten unter uns – genossen ein kurzes erfrischendes Bad in der wunderschönen Lagune. Wie aus dem Nichts erschien plötzlich Ben aus dem dunklen Wald, der sich für den Rückweg aber bei uns sicherer fühlte und nicht mehr von unserer Seite wich.
| Lagune |
Den Rückweg legten wir taktisch an. Sechs Personen gingen voraus, um die Tiere
vorsätzlich in Panik zu versetzen, damit sie Minuten später unser Photograph
Chris vor die Linse bekam. Dies funktionierte einwandfrei. Eine Schlange,
vermutlich der gefürchtete Buschmeister, lief Chris über die Füße. Völlig
geschockt vergaß er dabei den Abzug seiner Kamera zu drücken, was unseren
Schlangenforscher sehr verärgerte, da er während seines Aufenthaltes noch keine
einzige lebendige Schlange gesehen hat.
Hot hot hot
Wieder sicher im Auto beschlossen wir einstimmig die Hot
Springs im nahegelegenen Bach zur allgemeinen Entschlackung zu nützen. Der Weg
zu den einzelnen Becken wurde für einige eine Konfrontationstherapie, da eine
hohe Hängebrücke überwunden werden musste. Schlussendlich sorgten die heißen Entschlackungsbecken
und der kühle Bach, die mitten im Primärwald gelegen sind, für einen verdient
chilligen Abend. Für ein Highlight sorgte eine intelligente, gebildete
Amerikanerin, die beim Erwähnen unseres Herkunftslandes sagte, welch schönes
Land Österreich sei und im gleichen Atemzug fragte: „Is it near to Costa Rica?“
Wir lachten nur und antworteten mit: „Yes of course, it´s in the Andes.“
| Heiße Quelle mit Schlamm |
Der Reife
Im Quartier angekommen mussten wir uns dringend nochmals um
unsere Handtücher kümmern. Wir hatten an der Rezeption schon mehrmals um
zusätzliche Handtücher gebeten – 4 sind theoretisch und praktisch zu wenig für
7 Personen -, welche aber unsere Zimmer noch immer nicht erreicht hatten. Der
Stammesälteste musste ein Machtwort sprechen und schon 10 min später konnten
wir alle duschen. Natürlich zugleich, versteht sich von selbst…
Der Reifen
Das Abendessen ließ nicht lange auf sich warten und es wurde
gefressen was das Zeug hält. Das Buffet hatte einiges zu bieten. Danach
belagerten wir nochmals den Rezeptionisten, da er uns bei der Kommunikation mit
den etwas unfähigen Autovermietungsfirmaangestellten hilft. Was hierbei rauskommt
gibt es im morgigen Blog zu lesen.
Wichtige Mitteilung an den Leser:
Aufgrund technischer Probleme konnten heute leider keine aussagekräftigen Temperaturprofilmessungen mit dem Kestrel durchgeführt werden. Die Kollegen der Technikabteilung sind dabei den Fehler zu beheben. Wir bitten um Ihr Verständnis.
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