Freitag, 8. Juli 2016

Odyssee

Never ending story
Die Luft ist draußen.
Bereits um 6:30 reißt uns der Wecker aus dem königlichen Schlaf, das Aufstehen aus den Kingsize-Betten war so schwer wie nie. Da aber bereits um 07:00 der nächste Termin mit dem überaus hilfsbereiten Rezeptionisten wegen des kaputten Reifens anstand, blieb uns nichts anderes übrig als uns aufzukämpfen. Kaum war die Tür unseres Anwesens geöffnet, begrüßten uns die Überreste eines gewaltigen - und von uns in der Abend-Webe natürlich prognostiziertes - Karibik-Gerätes, welches im Nordosten des Landes über Nacht um die 85 l/m² brachte und damit seinem Titel auf jeden Fall gerecht wurde. Als wir uns durch die Hurrikane-artigen Bedingungen zur Rezeption gerade noch so durchgekämpft hatten, begrüßte uns der Rezeptionist schon mit einem Lächeln. Eine Odyssee, die man sich in einem Land wie Costa Rica nicht einmal in den kühnsten Träumen vorgestellt hätte, sollte ihren Lauf nehmen. Aber alles der Reihe nach: Nach dem wie auch schon am Vortag bei unserer Autoleihfirma niemand zu arbeiten schien (scheint ein grandioser Job zu sein), forstete unser Lieblings-Rezeptionist einige Nummern durch, um uns dann mitzuteilen, dass ein Wagen der Mietfirma auf dem Weg sei und sich diese auch noch einmal melden solle. Natürlich glaubten wir das vorerst, freuten uns nicht 20 km mit einem platten Reifen fahren zu müssen (der erste Vorschlag der Firma – hätte dem Auto sicher mörderisch gut getan) und gingen zurück in unser Anwesen, um den heutigen Blog zu vollenden. Nach einer guten Stunde und schon mit einem eher unguten Gefühl wanderten wir wieder in Richtung Rezeption – mittlerweile unser fast meistgesehenster Ort Costa Ricas. Natürlich hatte sich niemand gemeldet und nach einem weiteren Anruf war auch klar, dass nie ein Auto losgeschickt wurde und auch nie eins losgeschickt werden würde. Mit „Guys, no car is coming“ teilte uns Antonio (Anm. der Redaktion: Name frei erfunden) die frohe Botschaft mit einem breiten Lächeln mit. Also bot er uns nach Rücksprache mit der Firma kurzer Hand an, den Reifen unseres Luxusautos vor Ort zu wechseln. (was uns bis jetzt seitens der Firma nie erlaubt wurde) Wir stimmten zu und keine Minute später stürmten zwei Bauarbeiter – die von uns natürlich bestochen wurden -  aus dem Baugelände von gegenüber zu unserem Auto.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten (verschollener Wagenheber) war der Reifen schnell gewechselt und alle in Aufbruchsstimmung. Warum eigentlich? Die gleiche Geschichte fand in den nächsten 2h dann noch mit der Versicherung statt – ein Traum. Irgendwann war das dann auch Antonio zu viel und nach einem längeren Gespräch mit tutto gas teilte er uns freudig und kopfschüttelnd mit, dass wir jetzt einfach fahren sollten.

Gesagt getan – erster Stopp: eine leicht verstaube Tankstelle in Liberia. Die Autofirma meinte, wir sollten den Reifen reparieren lassen – also stürmte Andi mit gerade einstudiertem spanisch in die Tankstelle – offensichtlich (oder zum Glück) fand er die richtigen Worte und ein recht stämmiger Tico hantierte schon mit unserem Reifen. Der Vorgang erinnerte etwas ans Flicken von Fahrradreifen – in Costa Rica offensichtlich Alltag. (hoffentlich) Für 3000 Colones (6$) war alles wieder wie neu.

Beim Reparieren des Reifens
Der nächste Kunde der Werkstatt wusste von seinem Glück bis dahin nichts. Er wollt wohl nur tanken, nahm aber beim Einbiegen einen hohen Randstein mit und riss sich dabei die Karosserie total auf. Mit stark deformierter und hängender Stoßstange schlitterte er zur Tankstelle – begleitet von den leicht schadenfrohen Schreien der Ticos vor Ort. Wir suchten das Weite.

Allez les bleus

Martin war schon mehr als nervös (merkte man aber überhaupt nicht am Fahrstil), war doch schon in guten 30 Minuten Ankick fürs EM-Halbfinale. Für die nächsten 2 Stunden sollte das Cafe Europa direkt am Flughafen Liberia zum Hotspot werden – inklusive mehr als nur tief fliegender Flugzeuge. Die Live-Berichte über den erneut ausbrechenden Vulkan Turrialba wurden kurzer Hand durch Fußball ersetzt – ist ja nicht so schlimm, wenn ein gar nicht allzu weit entfernter Vulkan eine 1 km hohe Rauchwolke ausspuckt. Die in einem der letzten Blogs schon als Europameister bezeichnete DFB-Auswahl (Anm. der Redaktion: Keine Ahnung wie es diese Bemerkung durch die hohen Qualitätskontrollen schaffte) verlor unter großem Jubel von Teilen unserer Truppe gegen Frankreich mit 0:2. Die Reaktion der Deutschland-Sympathisanten kann man sich hier gerne selbst vorstellen. 


No hay paso 

Nach dem dieses leidige Kapitel auch endlich abgehakt war, ging die Reise mit unseren Boliden weiter – das Ziel: Samara. An vorderster Front merkte man Auto Nr.2 eine etwas deprimierte Fahrweise an, während Auto Nr.1 in komplette Partystimmung verfiel und unbestätigten Gerüchten zu Folge auch ein leichtes Erdbeben der Stärke 2.1 auslöste. Hauptverantwortlich dürfte dabei der jetzt schon legendäre Stammradiosender von Auto Nr.1 gewesen sein: Noventa Y Uno Punto Cinco – EFFFEEEEEEEEEEEEEEE EMEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEE. (91.5 FM) Selbst der Umstand, dass das anführende Fahrzeug unter tosendem Gehupe der anwesenden Polizei-Streife ohne auch nur zu zögern in eine Einbahnstraße einfuhr (und Auto Nr.1 ohne zu Zögern nachfuhr – obwohl das Verbotsschild sogar noch richtig erkannt und übersetzt wurde) konnte die Stimmung nicht drücken. Verfolgt von Polizei-Sirenen bogen wir ohne zu Blinken und mit Vollgas in ein Ghetto-Viertel ein – die Polizei konnte unseren Boliden natürlich nicht folgen und wir konnten die Reise nach Samara gemütlich fortführen. Auf dem Weg begrüßten uns dann noch mehrere Arbeiter, die uns aus den Anhängern ihrer Klein-LKWs begrüßten und Auto Nr.2 aus reiner Belustigung in eine Temposchwelle trieben. Der nachfahrende Bolide hatte dabei natürlich auch seinen Spaß. 

Nicas am Heimweg von der Arbeit

Paradiso

Kurz nach Beginn der Dämmerung erreichten wir dann endlich Samara – und auch gleich wieder eine Polizeikontrolle, die aber sofort sah, dass man mit uns nicht vernünftig reden konnte und von uns ab lies – äußerst praktisch. Vorbei an traumhaften Palmen-Stränden ging es dann zu unserer neuen Unterkunft – mit traumhaften Blick auf eine Bucht samt Sandstrand und Palmen und zusätzlich noch mit einem wunderschönen Sonnenuntergang. So lässt es sich Leben! 


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