Irgendwann platzt jedem einmal der Reifen
Träge Masse
Am morgendlichen Ritual unserer vor Trägheit strotzenden
Runde hat sich auch heute nichts geändert. Der einzige Unterschied zu den
Vortagen war, dass uns heute plötzlich die zwei, beim Frühstück konsumierten,
Kakaos verrechnet wurden. Wieso wusste natürlich kein Mensch, geschweige denn
der Kellner.
Schnaubende, tosende, beinahe wütende Proteste verhalfen
jedoch schnell zur Vernunft und so konnte der Tag beruhigt seinen Lauf nehmen. Nachdem
wir unser Haus so gründlich geputzt hatten, dass man vermutlich sogar vom Boden
hätte essen können, war es nach 3 Tagen an der Zeit Abschied von der nicht ganz
typisch costa-ricanischen Stadt La Fortuna zu nehmen. Die Motoren unserer
Geländewagen schnurrten ruhig vor sich hin und man konnte eigentlich nicht das
Gefühl bekommen, dass heute etwas schief laufen könnte.
Brot - & Badezeit
Schnell ließen wir die Stadt hinter uns und folgten der gut
asphaltierten Straße. Diese führte uns rund um den Vulkan Arenal entlang saftig
grüner Vegetation. So manche von uns wurden schon bald zum Träumen verleitet. Aufgrund
der Fahrweise mancher Personen hätte man auch glauben können, dass heute
Sonntag ist.
Ein paar Kontrollmessungen mit Hilfe des Kestrels 4500 zeigten
uns, dass die Luftfeuchtigkeit nach zwei Wochen zum ersten Mal unter 90% sank –
ein großartiges Gefühl. Das erste Ziel unserer heutigen Fahrt – den Arenalsee –
erreichten wir nach etwa einer Stunde Fahrzeit. Aufgrund des Fahrerwechsels im
Team 2 beklagte sich Peter kurzzeitig über regelrechte Übelkeitsattacken, zu
einem Vulkanausbruch kam es jedoch auch heute nicht. Den See erreicht bot sich
uns ein grandioser Rundblick auf die umliegenden Hügelketten und auch eine
kleine Einzelzelle zog friedlich vor sich hin. Schon bei der Ausfahrt aus der
Hauptstadt San Jose war uns ein Wegweiser zur German Bakery aufgefallen und nun
wurden wir tatsächlich fündig. Die Entfernung zwischen der Bäckerei und San
Jose beträgt auch nur etwa 300 km. Freundlich wurden wir im Hause des
zukünftigen Europameisters empfangen und mit Speiß und Trank verköstigt. Andis
Leberkässemmel umfasste nahezu den ganzen Teller, ebenso das Bratwurstsandwich
von Chris und auch die Brettljause von Isabel und Martin konnte mit jeder guten
Buschenschenke mithalten. Auch etwas Grünzeug sollte für die Tischdekoration,
ääähh ich meine Ernährung, nicht fehlen. Als gewaltig konnte man auch den Preis
für ein großes Weizenbier einstufen – 9€, aber Geld spielt hier schon lange
keine Rolle mehr (Zitat Chris).
| Deutsche Bäckerei |
Um auch etwas für unseren Kreislauf zu tun,
ging es direkt nach dem Essen zum Baden in den See. Bis jetzt ist jedoch nicht
geklärt, ob unsere Runde wasserscheu ist oder nicht schwimmen kann, denn ins
kühle Nass wagten sich nur zwei. Froh und munter setzten wir nach dieser
Erfrischung unsere gemütliche Reise fort.
| Arenalsee |
Nach einer halben Stunde Fahrzeit war
von unserer Entspanntheit und Gelassenheit nicht mehr viel übrig geblieben.
Unser Navigationssystem lotste uns auf eine Straße, dessen Beschaffenheit
durchaus mit gewissen kärntner Straßen verglichen werden kann (ist Costa Rica
auch pleite?). Regelrechte Gravuren im Asphalt reduzierten unsere
Reisegeschwindigkeit auf geschätzte 10 km/h.
Gehirnerschütterungen inkludiert. Ungläubig
starrten wir uns einige Male an, aber es schien der richtige Weg zu sein. 20 km
lang sollten wir diese Rumpelpiste nicht mehr verlassen. Dem nicht genug
erreichten wir eine Brücke, die diesen Namen eigentlich nicht verdient hat.
Lediglich ein dünnes Brett trennte das Auto noch vom Wasser, was natürlich zu
einer Brüllerei und Lacherei aller Beteiligten führte. Der Gedanke, dass sich
das Auto irgendwie in der Brücke verhängen könnte war gleichermaßen lustig und
beängstigend (mehr lustig). Vermutlich wurden jedoch unsere gestrigen Gebete in
der Kirche von La Fortuna erhört und somit konnte die Reise vorerst noch
weitergehen. Bei einer kleinen Ortschaft wollten wir uns daraufhin nach dem Weg
erkundigen. Einer unserer führenden Dolmetscher (Lukas) nahm sich dieser Sache
an, doch als er das Fenster des Autos hinuntergelassen hatte, wusste er nicht
was er sagen sollte. Die gefragte (oder nicht gefragte) junge Dame war
daraufhin etwas verstört und versuchte schnell das Weite zu suchen. Doch
Dolmetscher Nummer 2 (Benjamin) hatte sich seine Frage bereits überlegt und
siehe da, wir bekamen auch wirklich eine Antwort. Es handelte sich um den
richtigen Weg.
| Endlich zurück auf der Straße |
Raser und Schleicher
Behutsam gelangten wir schließlich zurück auf die Hauptstraße
und in weiterer Folge auf die Interamericana. Zu unserer Verwunderung war sie
in diesem Bereich zweispurig in Form einer Autobahn ausgebaut. Nur die 25 km/h
Geschwindigkeitsbeschränkungen passten nicht ins Bild. Nach dem Motto „Was der
Bauer nicht kennt frisst er nicht“ knallten wir mit 110 km/h über den Asphalt. Zu
langsam für zwei (vmtl. amerikanische) Trucks. Diese zerstörten uns regelrecht
auf der Überholspur, wobei sie sich auch gegenseitig ein publikumsreifes Duell
lieferten. Summa summarum wurden unsere Autos heute von einem alten Bus, zwei
Trucks, mehreren Motorrädern und einem Radfahrer (subjektive Einschätzung des
Autors) überholt – eine gute Bilanz, aber das Beste kommt ja bekanntlich am
Schluss.
Die Luft ist raus!
Glücklich und ausgeruht erreichten wir einige Zeit später
unsere neue Bleibe in Rincon de la Vieja. Dass es sich um eine Luxusunterkunft handelt
ist mittlerweile ja nicht weiter erwähnenswert. Schnell füllten wir die nötigen
Papiere aus und machten uns mit dem Auto von der Rezeption auf zu unseren
Zimmern. Ein freundlicher Parkwächter (nein er wurde nicht bestochen) zeigte
uns unsere Parkplätze und alles schien in optimalster Ordnung. Als wir gerade
dabei waren unsere Zimmer zu beziehen, bemerkten wir eine Unstimmigkeit am
linken hinteren Autoreifen von Auto 1. Mit angehaltener Luft betrachteten wir
den luftlosen Reifen, als wollten wir ihn alle sogleich wieder aufblasen.
Vergebens! Es handelte sich um einen mustergültigen Platten.
Nach endlosen
Telefonaten, bei denen manche Personen unsere Probleme verstanden, manche nicht
und wiederum weitere sie nicht verstehen konnten/wollten wurden für heute keine
Schritte zur Schadensbehebung eingeleitet.

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