Mittwoch, 6. Juli 2016

Rincon de la Vieja



Irgendwann platzt jedem einmal der Reifen

 Träge Masse

Am morgendlichen Ritual unserer vor Trägheit strotzenden Runde hat sich auch heute nichts geändert. Der einzige Unterschied zu den Vortagen war, dass uns heute plötzlich die zwei, beim Frühstück konsumierten, Kakaos verrechnet wurden. Wieso wusste natürlich kein Mensch, geschweige denn der Kellner.
Schnaubende, tosende, beinahe wütende Proteste verhalfen jedoch schnell zur Vernunft und so konnte der Tag beruhigt seinen Lauf nehmen. Nachdem wir unser Haus so gründlich geputzt hatten, dass man vermutlich sogar vom Boden hätte essen können, war es nach 3 Tagen an der Zeit Abschied von der nicht ganz typisch costa-ricanischen Stadt La Fortuna zu nehmen. Die Motoren unserer Geländewagen schnurrten ruhig vor sich hin und man konnte eigentlich nicht das Gefühl bekommen, dass heute etwas schief laufen könnte. 

Brot - & Badezeit

Schnell ließen wir die Stadt hinter uns und folgten der gut asphaltierten Straße. Diese führte uns rund um den Vulkan Arenal entlang saftig grüner Vegetation. So manche von uns wurden schon bald zum Träumen verleitet. Aufgrund der Fahrweise mancher Personen hätte man auch glauben können, dass heute Sonntag ist. 
Ein paar Kontrollmessungen mit Hilfe des Kestrels 4500 zeigten uns, dass die Luftfeuchtigkeit nach zwei Wochen zum ersten Mal unter 90% sank – ein großartiges Gefühl. Das erste Ziel unserer heutigen Fahrt – den Arenalsee – erreichten wir nach etwa einer Stunde Fahrzeit. Aufgrund des Fahrerwechsels im Team 2 beklagte sich Peter kurzzeitig über regelrechte Übelkeitsattacken, zu einem Vulkanausbruch kam es jedoch auch heute nicht. Den See erreicht bot sich uns ein grandioser Rundblick auf die umliegenden Hügelketten und auch eine kleine Einzelzelle zog friedlich vor sich hin. Schon bei der Ausfahrt aus der Hauptstadt San Jose war uns ein Wegweiser zur German Bakery aufgefallen und nun wurden wir tatsächlich fündig. Die Entfernung zwischen der Bäckerei und San Jose beträgt auch nur etwa 300 km. Freundlich wurden wir im Hause des zukünftigen Europameisters empfangen und mit Speiß und Trank verköstigt. Andis Leberkässemmel umfasste nahezu den ganzen Teller, ebenso das Bratwurstsandwich von Chris und auch die Brettljause von Isabel und Martin konnte mit jeder guten Buschenschenke mithalten. Auch etwas Grünzeug sollte für die Tischdekoration, ääähh ich meine Ernährung, nicht fehlen. Als gewaltig konnte man auch den Preis für ein großes Weizenbier einstufen – 9€, aber Geld spielt hier schon lange keine Rolle mehr (Zitat Chris). 
Deutsche Bäckerei

Um auch etwas für unseren Kreislauf zu tun, ging es direkt nach dem Essen zum Baden in den See. Bis jetzt ist jedoch nicht geklärt, ob unsere Runde wasserscheu ist oder nicht schwimmen kann, denn ins kühle Nass wagten sich nur zwei. Froh und munter setzten wir nach dieser Erfrischung unsere gemütliche Reise fort. 
Arenalsee

Nach einer halben Stunde Fahrzeit war von unserer Entspanntheit und Gelassenheit nicht mehr viel übrig geblieben. Unser Navigationssystem lotste uns auf eine Straße, dessen Beschaffenheit durchaus mit gewissen kärntner Straßen verglichen werden kann (ist Costa Rica auch pleite?). Regelrechte Gravuren im Asphalt reduzierten unsere Reisegeschwindigkeit auf geschätzte 10 km/h.

 







Gehirnerschütterungen inkludiert. Ungläubig starrten wir uns einige Male an, aber es schien der richtige Weg zu sein. 20 km lang sollten wir diese Rumpelpiste nicht mehr verlassen. Dem nicht genug erreichten wir eine Brücke, die diesen Namen eigentlich nicht verdient hat. Lediglich ein dünnes Brett trennte das Auto noch vom Wasser, was natürlich zu einer Brüllerei und Lacherei aller Beteiligten führte. Der Gedanke, dass sich das Auto irgendwie in der Brücke verhängen könnte war gleichermaßen lustig und beängstigend (mehr lustig). Vermutlich wurden jedoch unsere gestrigen Gebete in der Kirche von La Fortuna erhört und somit konnte die Reise vorerst noch weitergehen. Bei einer kleinen Ortschaft wollten wir uns daraufhin nach dem Weg erkundigen. Einer unserer führenden Dolmetscher (Lukas) nahm sich dieser Sache an, doch als er das Fenster des Autos hinuntergelassen hatte, wusste er nicht was er sagen sollte. Die gefragte (oder nicht gefragte) junge Dame war daraufhin etwas verstört und versuchte schnell das Weite zu suchen. Doch Dolmetscher Nummer 2 (Benjamin) hatte sich seine Frage bereits überlegt und siehe da, wir bekamen auch wirklich eine Antwort. Es handelte sich um den richtigen Weg. 
Endlich zurück auf der Straße

Raser und Schleicher

Behutsam gelangten wir schließlich zurück auf die Hauptstraße und in weiterer Folge auf die Interamericana. Zu unserer Verwunderung war sie in diesem Bereich zweispurig in Form einer Autobahn ausgebaut. Nur die 25 km/h Geschwindigkeitsbeschränkungen passten nicht ins Bild. Nach dem Motto „Was der Bauer nicht kennt frisst er nicht“ knallten wir mit 110 km/h über den Asphalt. Zu langsam für zwei (vmtl. amerikanische) Trucks. Diese zerstörten uns regelrecht auf der Überholspur, wobei sie sich auch gegenseitig ein publikumsreifes Duell lieferten. Summa summarum wurden unsere Autos heute von einem alten Bus, zwei Trucks, mehreren Motorrädern und einem Radfahrer (subjektive Einschätzung des Autors) überholt – eine gute Bilanz, aber das Beste kommt ja bekanntlich am Schluss. 

Die Luft ist raus!

Glücklich und ausgeruht erreichten wir einige Zeit später unsere neue Bleibe in Rincon de la Vieja. Dass es sich um eine Luxusunterkunft handelt ist mittlerweile ja nicht weiter erwähnenswert. Schnell füllten wir die nötigen Papiere aus und machten uns mit dem Auto von der Rezeption auf zu unseren Zimmern. Ein freundlicher Parkwächter (nein er wurde nicht bestochen) zeigte uns unsere Parkplätze und alles schien in optimalster Ordnung. Als wir gerade dabei waren unsere Zimmer zu beziehen, bemerkten wir eine Unstimmigkeit am linken hinteren Autoreifen von Auto 1. Mit angehaltener Luft betrachteten wir den luftlosen Reifen, als wollten wir ihn alle sogleich wieder aufblasen. Vergebens! Es handelte sich um einen mustergültigen Platten. 

Nach endlosen Telefonaten, bei denen manche Personen unsere Probleme verstanden, manche nicht und wiederum weitere sie nicht verstehen konnten/wollten wurden für heute keine Schritte zur Schadensbehebung eingeleitet.


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